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Veröffentlicht in "Mehrrumpfboote" Nr. 125 - Oktober 2007

Pinnenbruch beim F31R

Die 6. Saison - 250 sm haben wir schon vor der Haustür gesegelt - Maseratrï hat Anfang Juli 2007 6500 Seemeilen auf der Logge.

Gestern sind wir in Möltenort in der Kieler Förde gestartet - am ersten Tag ein schnelles und angenehmes Segeln bis Albuen - eine erste ruhige Nacht allein am Steg unter dem Leuchtturm.

Vor zwei Jahren mussten wir das Smalandsfahrwasser nach Vordingborg aufkreuzen - endlos lange 75 sm gegen strammen Ost, der uns vor der Brücke vor Anker zwang.

Doch heute - am Donnerstag, den 5. Juli - scheint zwar nicht die Sonne, aber ein kräftiger Nordwest lässt uns schnell um die Windparks an der Nordwestecke Lollands segeln und dann sausen wir mit achterlichem Wind Richtung Vordingborg.

Gegen 11 Uhr hat der Wind kräftig zugenommen und die achterliche Welle schiebt mit. Der Skipper Uli beschließt zu reffen. 15 Minuten später binden wir das zweite Reff ein und werden nicht langsamer. Kaum zweieinhalb Stunden unterwegs haben wir bereits die halbe Strecke geschafft und sehen uns schon im Hafen.

Wir laufen immer wieder über 15 Knoten, die Fock mit ihren 24 qm drückt unseren Bug ordentlich ins Wasser und der Seegang zwingt permanent zur Korrektur des Kurses, um das weit aufgefierte Groß auf Steuerbord zu halten.

Und dann spüre ich plötzlich keinen Druck auf der Pinne!

Das Holz ist am drehbaren Beschlag oberhalb des Ruders ausgebrochen.

Eine Sekunde bin ich wie erstarrt - dann rufe ich Uli zu : " Die Pinne ist gebrochen."

Sofort begreift er die Situation "Groß runter!"

Er gibt mir das Fall in die Hand, öffnet die Klemme und ist mit wenigen Schritten vor dem Mast. Routiniert und eingespielt bergen wir das gereffte Groß, welches zwischen die Lazy Jacks niederfällt.

Erleichtert stellen wir fest, dass die Fock den Kurs stabilisiert - das Schiff läuft nun auch ohne Ruderwirkung sauber vor dem Wind und der beachtlichen achterlichen Welle - und nicht langsamer als mit gerefftem Groß.

Ich betrachte mir den Schaden und während der Skipper noch das geborgene Groß am Baum festzurrt, drehe ich die Pinne um und stecke den Handgriff zwischen die beiden Metallseiten, die ursprünglich die Führung zum Ruderblatt herstellten.

Es gibt zwar ordentlich Spiel - aber ich kann das Ruder wieder legen!

Wir können manövrieren und so ist der Schreck sofort vergessen.

Das Glück ist auf unsrer Seite! Als ich 2002 das Schiff ins Wasser brachte, da platzte die hölzerne, verleimte Pinne im Sommer am Handgriff an zwei Stellen auf.

Auf meine Reklamation bekam ich umgehend Ersatz, der seitdem bei mir im Keller stand. Wir haben damals die Risse ausgespachtelt und überlackiert.

Später riss das Holz noch mal an andrer Stelle, was wir ebenso reparierten.

Und dann ist mittels Handy eine Verbindung nach Kiel hergestellt, unser Freund Dieter holt die Ersatzpinne aus dem Keller, mein Neffe Peter erhält Order, sie abzuholen und umgehend nach Vordingborg zu bringen.

Mittlerweile regnet es heftig und wir sausen immer noch mit ordentlich Fahrt nach Osten.

Bevor wir unter Fock die Brücke passieren - wir sind gerade fünf Stunden unterwegs und haben fast 50 Meilen, davon die Hälfte unter Fock mit der Notpinne hinter uns - da ist der Bote bereits auf dem Weg nach Fehmarn zur Fähre nach Rödby auf Lolland.

Um 14 Uhr machen wir in strömendem Regen im Nordhafen an dem Aussensteg in Vordingborg fest.

Erleichtert und optimistisch wechseln wir erstmal in trockenes Zeug.

Zwei Jahre zuvor waren wir über 12 Stunden aufgekreuzt und hatten 75 sm geschafft und der stramme Ost zwang uns damals in die Ankerbucht westlich der Brücke. Am nächsten Tag stellten wir einen Bruch am Mastrotator fest, der uns zur Reparatur in Kalvehave zwang.

Wir duschen, klaren das Schiff auf, fragen beim Hafenmeister nach einer Bohrmaschine - schließlich müssen die Beschläge wieder an die neue Pinne.

Pünktlich -wie zugesagt - erscheint der Bote mit der Ersatzpinne. Wir stellen fest, dass sie noch keine Bohrung für die Hauptbefestigung hat.

Neben dem Hafen ist eine urige Werft und der Besitzer sagt zu, uns am nächsten Morgen um 8 Uhr die erforderlichen Bohrungen zu machen.

So bleibt uns nur noch den Überbringer im Hafenrestaurant zum Abendessen einzuladen - es gibt asiatische Küche - das Gericht " Vogelnest" kann ich sehr empfehlen.

Immer noch regnet es - wir trösten uns mit einem Glas Merlot - da meldet der Bote aus Kiel seine glückliche Rückkehr.

Punkt 7 Uhr 30 bringt uns der Hafenmeister frische Brötchen und der Himmel klart auf.

Kurz nach 8 Uhr gehen wir mit alter und neuer Pinne in die Werft, und der Fachmann setzt die notwendigen Bohrungen in seiner malerischen Werkstatt.

Wir befestigen die neue Pinne mit all den Beschlägen, wie Halterung für die Pinnenverlängerung, den Zapfen für den Autopilot und die Klampe zur Sicherung.

Und dann steht der Wind noch perfekt - gegen 9 Uhr 15 legen wir unter Segel ab - erleben einen herrlichen Segeltag und gehen nach neun Stunden in Dragör längsseits.

Im Dragör Strandhotel feiern wir unser Glück!

Nachtrag: Die neue Pinne hat uns zuverlässig weitere 850 sm nach Oslo und zurück gedient!

Zwei Winter zuvor hatte ich sie ausgebaut und den nun gebrochenen Teil überarbeitet und neu lackiert - bin aber nicht auf die Idee gekommen, dass durch die Bohrung Wasser eindringt und das Holz derart modert und seine Festigkeit verliert.

Bei meinem alten F 27 Aft Cabin war der Handgriff wesentlich kürzer und folglich auch nie so nass, wie jetzt beim F 31.

Und beim Corsair Sprint 750 ist das Ganze nur noch aus Metall, wenn ich es recht erinnere.

Peter Meincke
August 2007


31.10.2007
by eus